Mehr als „nur“ Taktplanung und -steuerung – Das Lean Construction Ökosystem

Warum dieser Artikel?

Viele Unternehmen setzen für Planung und Steuerung ihrer Baustellen die Methode der Taktplanung und -steuerung ein. Allerdings bleibt es häufig genau dabei. Datenpunkte, die bei der Steuerung der Baustelle Rückschlüsse auf die Planungs- und Ausführungsqualität zulassen würden, werden viel zu selten genutzt.

Darum möchte ich Ihnen in diesem und den nachfolgenden Posts ein digitales Lean Construction Ökosystem vorstellen, welches hilft, Mehrwerte zu generieren und ein Verständnis für Aufwände im Rahmen der Arbeitsvorbereitung und Baustellensteuerung zu erzeugen.

Terminplan

Häufig existiert ein Projektterminplan in einem Terminplanungstool wie MS Project und zusätzlich ein Taktplan, basierend auf einer oder mehreren Gewerkesequenzen, für die getakteten Bereiche oder Gewerk. Dieser wird der Übersichtlichkeit halber in der Regel in Excel erstellt und gepflegt. Zumeist werden die beiden Pläne händisch miteinander synchronisiert. Änderungen am Terminplan sind dadurch immer auch mit zusätzlichem Aufwand verbunden und erschweren somit einen reibungslosen Ablauf.

In den seltensten Fällen habe ich Unternehmen gesehen, die aus einem strukturierten Projektterminplan den getakteten Teil automatisch in eine für die Baustelle verarbeitbare Form bringen. Inhaltlich beschränkt sich der Taktplan meist auf die Kerninformationen der Taktung (zum Beispiel Anfang, Ende, Gewerk, Waggon, Zug und Örtlichkeit wie Haus, Geschoss oder Ähnliches), die häufig nicht ausreichend strukturiert sind, um eine automatische Verarbeitung zu unterstützen.

Sollen weiterführende Anwendungsfälle realisiert werden, sind die Informationen aus dem Taktplan absolute Basis und müssen strukturiert und erweitert werden.

Gewerkesequenz

Die Gewerkesequenz ist sowohl in Form, Inhalt und klassischen Ausbauabläufen relativ etabliert. Jedoch besteht eine große Unbekannte innerhalb der Sequenzen. Die Aufwandswerte, welche grundlegend für den gesamten Taktplan sind, werden in der Regel im Projekt durch das Projektteam oder die Arbeitsvorbereitung festgelegt oder gelten über viele Projekte hinweg als gesetzt. Die gewählten Ansätze könnten jedoch durch die auf der Baustelle tatsächlich erbrachten Leistungen überprüft und unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren, wie beispielsweise Leistungsfähigkeit der Kolonne, bewertet werden.

Taktsteuerung

Bei der Taktsteuerung werden in der Regel im Taktbereich oder einem sonst sinnvollen örtlichen Rahmen Taktsteuerungstafeln mit den für die Steuerung nötigen Informationen aufgestellt. Diese dort zu platzierenden Vorlagen werden händisch erstellt und regelmäßig an den Tafeln ausgetauscht. Dies ist einer der größten Kritikpunkte der Taktsteuerung. Dabei wären bei strukturierten, in geeigneter Software erstellten Taktplänen alle Informationen zur automatischen Erstellung der Vorlagen bereits vorhanden.

Ein Rückfluss der Bewertungen und Fertigstellungsgrade ist in der Regel nicht gegeben. Dort jedoch schlummern die Daten, um sukzessive Planungen zu verbessern, den Nachunternehmereinkauf auf Basis von Fakten zu optimieren und das Controlling zu unterstützen.

Gleiches gilt für Qualitätschecklisten, ein zentraler Bestandteil der Methodik. Sie werden nicht, oder nur unzureichend, genutzt und generisch für Gewerke vorgehalten. Digitale Hilfsmittel und automatisch erstellte Listen führen zu gesteigerter Ausführungsqualität.

Ausblick

Ziel für alle Unternehmen muss es sein, möglichst viele der bei der Taktplanung und -steuerung entstehenden Daten digital zu verarbeiten und mit bereits vorhandenen Daten im Unternehmen in Zusammenhang zu bringen, um neue Erkenntnisse zu erlangen. Sie schaffen Transparenz und Mehrwerte für alle. Dabei muss der Aufwand jederzeit im Verhältnis dazu stehen.

Im nächsten Post werde ich das Ökosystem skizzieren, Barrieren zwischen den einzelnen Themen aufbrechen (Abbildung) und mich damit konkreten Anwendungsfällen nähern.

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